Teufelsauge - Der Ursprung vom Bösen - Holger Vos

19.10.2023

Holger Vos ist mit »Teufelsauge - Der Ursprung vom Bösen« eine mysteriöse Geschichte über eine sagenumwobene Megalithen-Steinsetzung im 20. Jahrhundert gelungen, die tiefe Geheimnisse enthüllt und in die dunklen Abgründe der menschlichen Psyche eindringt.

Inhalt:
In einer düsteren Nacht verschwindet Dr. Joseph Darkwood spurlos. Seiner nichts ahnenden Frau Jane hinterlässt er lediglich einen Brief, in der er ihr die Situation zu erklären versucht und einige Anweisungen gibt. Auf der Suche nach ihrem Mann führt es Jane schließlich nach Penzance zum sagenumwobenen Teufelsauge. Doch was sie dort erwartet, ist böse...

Lob:
Die einige echte Züge ausweisende Novelle von Holger Vos spielt im frühen 20. Jahrhundert, genauer gesagt im Jahre 1923. Nach einem Einstieg mit Gedicht und spannendem Prolog erwartet die Leserschaft eine Kombination aus Briefwechseln, mysteriösen Erinnerungen und erzählerische Passagen rund um die Handlungen von Jane Darkwood.

Obwohl die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, gibt es insgesamt drei Figuren, über die die Leserschaft mehr erfährt: Janes Ehemann Dr. Joseph Darkwood sowie das befreundete Ehepaar Henry und Milli Taylor, die eine Einrichtung für psychisch Kranke in Penzance leiten. Für ihre Zeit fortschrittlich sehen sie psychisch Erkrankte nicht als verrückt, sondern eben schlichtweg als krank an. Die Charaktere sind allesamt sehr realistisch gezeichnet und auch die Figurenkonstellation hat mir sehr imponiert.

Die Kollegen Henry und Joseph sind der Ansicht, dass es das Böse nicht gibt, sondern nur kranke Menschen, die Böses tun. Doch als die Taylors in Kontakt mit dem Teufelsauge kommen, gerät diese Auffassung ins Wanken.

Das Teufelsauge; das ist eine prähistorische Megalithen-Steinsetzung namens Mên-an-Tol in Penzance, was auf Kornisch »Lochstein« bedeutet. Dem Aberglaube nach soll dieses ein Eingang zur Hölle darstellen, der sich all denen öffnet, die verletzlich genug sind. Wer es wagt, durch des Teufelsauge zu klettern, verändert sich: Er wird von Wahnvorstellungen, Dämonen und schrecklichen Träumen voller Hass verfolgt. Selbst das bloße Gottvertrauen, zu dem alle raten, kann dann nicht mehr weiterhelfen.

Zunächst war ich zugegebenermaßen etwas skeptisch, weil der Großteil des Buches aus Briefwechseln besteht, und ich mir gerade bei der Genrekombination Horror & Dark Fantasy nicht sicher war, ob dieses Stilmittel für eine Erzählung förderlich ist bzw. spannend inszeniert sein kann. Aber was soll ich sagen: Ich wurde mehr als nur positiv überrascht! Holger Vos' Umsetzung seiner Idee empfand ich gerade wegen der Erzählweise in Form von Briefen als sehr originell und kein bisschen langweilig!

Gemeinsam mit der Protagonistin erfährt die Leserschaft immer mehr Details über ihren Mann und die Taylors, einzelne Informationen fügen sich wie zu einem Puzzle zusammen und es tun sich immer mehr Rätsel auf, die man schließlich im Laufe des Buches zusammen mit Jane entschlüsselt: Warum will Milli zum Beispiel partout nicht, dass das Kind Josephs Namen trägt? Und handelt es sich bei dem Teufelsauge wirklich um einen Eingang zur Hölle? Oder ist es schlicht und einfach nur ein Fels mit einem Loch? Die Spannung ist beim Lesen allzeit auf einem hohen Level und man möchte ständig wissen, wie es wohl weitergeht.

Besonders gut hat mir die Geschichte von Keari und Lorc gefallen, auf die ich aus Spoilergründen nicht genauer eingehen möchte. Ich fand die Szene sehr spannend und mitreißend geschrieben, die Seiten sind nur so dahingeflogen! Ähnlich erging es mir bei der Erinnerung, die mitten im Krieg gespielt hat. Holger Vos schafft es mühelos, eine spannende und mitreißende Atmosphäre zu kreieren, wodurch man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen will!

Übrigens spricht »Teufelsauge - Der Ursprung vom Bösen« sensible Thematiken wie Fehlgeburt und unerfüllter Kinderwunsch an; alles mit dem nötigen Fingerspitzengefühl! Dennoch sollten Personen, für die dies Triggerthemen sind, Vorsicht walten lassen.

Der Schreibstil des Buches hat mir sehr gut gefallen. Durch die Wahl von vielen altertümlich klingenden Wörtern trug die Sprache mühelos zu Setting und Atmosphäre bei; wirkte aber dennoch nicht erzwungen, sondern vielmehr ansprechend, und ließ sich flüssig lesen.

Eines meiner Lieblingszitate aus dem Buch ist dieses:

,,Der Tod ist gekommen. Einer riesigen Spinne gleich huscht ein schwarzer Schatten über das Feld, treibt seinen Stachel in die Sterbenden, verleibt sie sich ein, verspeist die einsamen Arme und Beine der Toten. Kalt und unbarmherzig sind die unzähligen Augen dieses Todes."

Kritikpunkte:
Gerade in den ersten paar Briefen kommt eine riesige Menge an Informationen auf den Leser zu - in meinen Augen ein klarer Info Dump, durch den ich mich sehr anstrengen musste, mir alle Zusammenhänge und neu eingeführten Charaktere zu merken. Dadurch ist es mir zu Anfang schwergefallen, voll und ganz in die Geschichte einzutauchen. Darüber hinaus hat mir teilweise das tatsächliche Horror-Gefühl gefehlt, das ich mir angesichts der Bewerbung des Buches erhofft hatte - wirklich gruseln musste ich mich beim Lesen leider nicht.

Fazit:
»Teufelsauge - Der Ursprung vom Bösen« von Holger Vos, erschienen im Alea Libris Verlag, ist eine originelle Geschichte über Liebe, Verrat und Mystik, die die Leserschaft alles um sie herum vergessen lässt. Ich vergebe 4/5☆ und bedanke mich herzlichst für das Rezensionsexemplar!

Jace Moran / dunkelwelten / Alle Rechte vorbehalten
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