NecroPolys – Die Polys-Chroniken III – Milian Ventus

03.04.2024

Mit »NecroPolys – Die Polys-Chroniken III« ist Milian Ventus ein spektakulärer Abschluss seiner Noir-Fantasy-Trilogie gelungen, der mit Vielschichtigkeit, runden Figuren, unerwarteten Wendungen und emotionaler Intensität besticht.


Klappentext:
»Der Tod ist bedauerlich, doch diejenigen, die nicht überleben, sind schlussendlich nicht von Bedeutung.«

BB ist zurück – und er hat alles verloren: sein Auge, seine Socii und seinen Sinn für Gerechtigkeit. Geblieben sind ihm nur noch der Praetor, sein Amant Ryn – und der Strahlenspeier vom Boden des Sündermauls. Nur frisst der zunehmend seinen Geist auf ...
Eine Explosion am Aquädukt fordert hunderte unschuldiger Leben; die Gilden sind in Aufruhr. Die grausame Untat wird den Seidenfingern zugeschrieben. Würde ihr selbsternannter neuer Herr Malbraxis wirklich so weit gehen, um die Zuflucht zu erobern? Die Detonation hat allerdings auch Polys' unmenschlichstes Geheimnis zutage gefördert, eines, das besser für immer im Dunkeln geblieben wäre …


Titel: NecroPolys – Die Polys-Chroniken III
Autor: Milian Ventus
Seitenanzahl: 308
Genre: Social Noir Fantasy
Verlag: TBR Schreibkollektiv
Preis: 14,99€ (Taschenbuch); 4,99€ (eBook)
ISBN-13: 978-3-7579-9275-0


Leseeindrücke:
Wie auch die beiden Vorgängerbände beeindruckt "NecroPolys" durch eine Vielzahl von Elementen, die allesamt das Lesevergnügen steigern: Der unbestechliche Vibe, das grandiose Worldbuilding und die detailreichen Settingsbeschreibungen entführen die Leser in eine faszinierende neue Welt voller Geheimnisse. Die Figuren sind dabei nicht nur Charaktere auf dem Papier, sondern lebendige Wesen mit Tiefe und Komplexität. Durch geschickte Perspektivwechsel und überraschende Plottwists gelingt es dem Autor, die Spannung kontinuierlich aufrechtzuerhalten und die Leser mit unvorhergesehenen Wendungen zu konfrontieren.

Ein weiterer Pluspunkt des Buches ist die Diversität der Charaktere, ihre unterschiedlichen Lebensweisen und Hintergründe, die dem Roman eine zusätzliche Dimension verleihen. Alle Handlungsstränge der Polys-Chroniken werden in diesem dritten Band geschickt zusammengeführt, wie ein komplexes Puzzle, das sich endlich zu einem vollständigen Bild fügt. Das spektakuläre Ende bietet dabei nicht nur eine befriedigende Lösung für offene Fragen aus den vorherigen Bänden, sondern überrascht auch mit epischen und unerwarteten Enthüllungen, wie etwa die schockierende Wahrheit hinter den Leichen vom Sündermaul und die verheerenden Auswirkungen der Strahlenspeier-Nutzung.

Milian Ventus beweist einmal mehr sein Talent, lebhafte Bilder in den Köpfen der Leser entstehen zu lassen und eine Atmosphäre von Spannung und Intensität zu schaffen. Sein Fingerspitzengefühl für die Länge und Ausgestaltung einzelner Szenen trägt dazu bei, dass der Leser von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt bleibt und das Buch nur ungern aus der Hand legt.

In "NecroPolys" entfaltet sich ein fesselndes Kaleidoskop an Ereignissen: Die Konflikte eskalieren sowohl auf individueller Ebene zwischen den Figuren als auch auf gesellschaftlicher Ebene innerhalb von Polys. Zahlreiche Charaktere finden überraschend ein tragisches Ende, was das emotionale Spektrum des Romans weiter vertieft. Dieser Band stellt meiner Empfindung nach den Höhepunkt der Brutalität in der Polys-Chroniken-Trilogie dar. Schlachten von epischer Dimension, Blutorgien und qualvolle Tode werden ungeschönt geschildert und unterstreichen die Grausamkeit der Handlung. Dabei dominieren Emotionen wie Rache, Wut und Selbstjustiz, welche sich aus dem Verlangen nach Unabhängigkeit und Gerechtigkeit speisen. Die düstere Atmosphäre des Buches zieht den Leser unweigerlich in ihren Bann und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck von der Härte und Unberechenbarkeit der Welt von Polys.

Milian Ventus beweist sein Talent nicht nur in der Konstruktion komplexer Handlungsstränge und der Entwicklung facettenreicher Charaktere, sondern auch in der Darstellung von Kampf- und Todesszenen. Besonders eindrucksvoll wird sein Können, wenn er die letzten Momente eines Sterbenden aus deren Perspektive beschreibt. In "NecroPolys" finden sich zahlreiche Beispiele dafür, wie Ventus mit seinem häufig auch von der Norm abweichendem Schreibstil den Leser dazu bringt, mit den sterbenden Figuren mitzufühlen und mitzuleiden. Egal, wie sie sterben – jede Figur erhält durch Ventus' Worte eine gewisse Würde und Tiefe, die die Lesenden tief berührt. Bestimmte Todesfälle haben mich persönlich so sehr bewegt, dass ich tatsächlich kurz davor war, Tränen zu vergießen. Dies liegt nicht nur an der emotionalen Intensität der Situationen, sondern auch an Ventus' meisterhaftem Stil, der die letzten Gedanken und Empfindungen der Sterbenden auf eine Weise einfängt, die das Herz des Lesenden direkt anspricht.

Es ist gerade diese Fähigkeit des Autors, sowohl die physischen als auch die emotionalen Aspekte des Sterbens so einfühlsam und authentisch zu beschreiben, die "NecroPolys" zu einem unvergesslichen Leseerlebnis macht. Ventus geht dabei über die bloße Darstellung von Gewalt hinaus und zeigt, dass auch der Tod ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens ist, der nicht nur Trauer, sondern auch Würde und Erkenntnis mit sich bringen kann.

Was die Figuren betrifft, so hat der Autor mit diesem dritten Band seiner Buchreihe etwas Einzigartiges geschaffen: Durch geschickte Rückblicke und erzählerische Details gelingt es ihm, eine Tiefe und Vielschichtigkeit in die Charaktere einzubringen, die es ermöglicht, Sympathie oder zumindest Verständnis für alle Seiten aufzubringen. Es ist bemerkenswert, wie der Autor es schafft, die Perspektive der Lesenden stetig zu erweitern und neue Einblicke in das Innenleben der Figuren zu geben. Selbst wenn man anfangs einem bestimmten Charakter zugeneigt ist, werden durch die erzählerischen Kniffe von Milian Ventus auch die Motive und Beweggründe anderer Figuren transparent, was zu einem differenzierteren Blick auf die Handlung führt.

Über die gesamte Buchreihe betrachtet, durchlaufen die Figuren eine faszinierende und glaubwürdig entwickelte Transformation, die angesichts der oft extremen Umstände noch intensiver wirkt, wodurch sich die Lesenden den Charakteren auf einer tieferen Ebene verbunden fühlen und ihre Entwicklung mit Spannung verfolgen. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der Protagonist BB. Vergleicht man sein Verhalten in diesem dritten Band mit dem, was er zu Beginn der Reihe gezeigt hat, erscheint es fast wie die Verwandlung in eine andere Figur. Dennoch bleibt er im Kern derselbe, und genau diese Konstanz inmitten des Wandels macht ihn zu einer für mich sehr faszinierenden Figur.

Besonders hervorzuheben ist zudem die Figur Baldur, die eine für mich persönlich sehr spannende Abwechslung von der Norm darstellt und auf eine überaus gelungene Weise umgesetzt ist. Seine psychologische Tiefe und Komplexität machen ihn zu einer faszinierenden Figur, eröffnen eine Vielzahl von Interpretationsmöglichkeiten und regen zum Nachdenken über die menschliche Psyche an.

Ein weiterer Höhepunkt des Buches war für mich der Rückblick zur ersten Begegnung von Quinn und Ryn. Diese Szene ist von einer intensiven Emotionalität geprägt und berührt auf einer tiefen Ebene, gerade vor dem Hintergrund der Handlung aller drei Bände. Diese Szene, so kurz und "unbedeutend" sie auch war, stellt eine der denkwürdigsten Momente im gesamten Buch für mich dar, der noch lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

"NecroPolys" markiert zwar das Ende einer Trilogie, doch beim Lesen wird bereits deutlich, dass es nicht das finale Kapitel der gesamten Polys-Chroniken sein kann. Einige Handlungsstränge bleiben ungelöst und offene Fragen schweben wie Damoklesschwerter über dem Geschehen. Der Roman schließt sogar mit einem spannungsgeladenen Cliffhanger, der die Neugier der Leser auf kommende Ereignisse in Polys weiter anheizt. Die Vielschichtigkeit und Komplexität der Welt, die Milian Ventus geschaffen hat, lässt vermuten, dass noch viele unentdeckte Geheimnisse und unerzählte Geschichten darauf warten, enthüllt zu werden. Auch die Fülle an Charakteren und Schauplätzen bietet einen reichen Nährboden für weitere Abenteuer und Enthüllungen. Als Leserin kann ich es kaum erwarten, mehr über die Hintergründe und Motive bestehender und neuer Figuren zu erfahren, sowie darüber, wie sich ihre Schicksale weiter entwickeln werden. Der Gedanke daran, dass noch so viel unentdecktes Terrain in Polys liegt, lässt die Vorfreude auf kommende Fortsetzungen ins Unermessliche steigen.

Insgesamt lässt "NecroPolys" die Leser mit einem Gefühl der Vorfreude und der Ungewissheit zurück, gespannt darauf, welche neuen Enthüllungen die Zukunft für die Bewohner von Polys bereithalten wird.

Chapeau übrigens auch an den mega spannungserzeugenden Klappentext und auch an das hübsche Cover von Juliana Fabula!


Kritik
Die häufigen Rückblicke im Buch waren zwar spannend und haben dem Inhalt mehr Tiefe gegeben, für mich allerdings auch den Fluss der Haupthandlung gestört. Meiner Ansicht nach wurde zu viel Zeit auf die Vorgeschichte oder "unnötige" Einschübe verwendet, was vom eigentlichen Geschehen ablenkt. Gerade, weil es ein Finalband zur Trilogie ist bzw. als solches vermarktet wird, hätte ich mir hier doch noch klareren Fokus gewünscht und lieber noch ein, zwei mehr Szenen zu den Figuren, ihren Beziehungen zueinander etc. eingefügt. 

Das führt mich auch direkt zum nächsten Punkt: Für mich hat sich "NecroPolys" nicht wie das Ende einer Trilogie angefühlt. Zwar war die finale Schlacht auf jeden Fall ein finalwürdiges Element, jedoch fühlt sich die Handlung unvollständig an, nicht zuletzt, da einige Fragen offen bleiben, ein Cliffhanger das Buch abschließt und Handlungsstränge wichtiger Figuren nicht abgeschlossen sind. Klar wird es weitere Polys-Bände geben, die dieses Problem in Luft auflösen (und da freue ich mich auch drauf), aber wer eine abgeschlossene Geschichte in drei Bänden lesen möchte (wie marketingtechnisch versprochen), wird eher unbefriedigend zurückgelassen, so zumindest mein Leseempfinden.


Fazit:
»NecroPolys – Die Polys-Chroniken III« von Milian Ventus, erschienen beim TBR-Schreibkollektiv, ist ein finalwürdiger dritter Band der Ploys-Chroniken über Konflikte, Intrigen, Wendungen, Emotionen, zwischenmenschliche Beziehungen und einen alles entscheidenden Finalkampf. Ich vergebe 4/5☆ und bedanke mich herzlichst für das Rezensionsexemplar!

Jace Moran / dunkelwelten / Alle Rechte vorbehalten
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